Eine Kampfansage – Der Ford RS200 S
Waghalsige Gruppe B begeisterte Zuschauermassen
1982 führte der Automobil-Weltverband (FIA) die Gruppe B in der Rallyeweltmeisterschaft ein. Mit ihr begann die wildeste aller Rallyezeiten, die 1986 ihr jähes Ende fand. Die halsbrecherische Gruppe B war in ihrer Hochphase populärer als die Formel 1. Denn die leistungsstarken Flügelmonster sprengten bis dahin gekannten Grenzen des Motorsports und begeisterten mit dramatischen Fahrten, die einem Ritt auf der Gewehrkugel glichen.
Ford: Rallyeerfolg über Umwege
Als das neue Reglement eingeführt wurde, konnten Lancia und Audi geeignete Basisfahrzeuge ins Rennen schicken. Nicht so der Ford-Rennstall, der schleunigst nachrüsten musste. Der Versuch, ein Rallyefahrzeug auf der Fiesta-Plattform aufzubauen, brachte keinen Erfolg. Das Projekt wurde schon nach kurzer Zeit eingestellt. Nun sollte der talentierte John Wheeler, der von Porsche zu Ford wechselte, dem Projekt zum Durchbruch verhelfen. Er machte sich sogleich an die Arbeit.
Wheeler entwickelte den RS 1700 T: ein Hecktriebler mit Turbomotor, der durchaus mit dem Ascona 400, dem Fiat Abarth 131 und dem Lancia 037 mithalten konnte. Der Weg zum knallharten Rallyekräftemessen schien frei. Leider folgte nun ein Stolperstein, der das Projekt zu Fall brachte: die damalige Ford-Bürokratie.
Von der Bürokratie ausgebremst
Als man nach langen Entscheidungswegen endlich den Standort für die Fertigung der 200 Basisfahrzeuge, die für die Homologation notwendig waren, festgelegt hatte, war zu viel wertvolle Zeit verstrichen. Die Gruppe B hatte ein regelrechtes Wettrüsten ausgelöst, das keine Verzögerungen erlaubte. Ford musste feststellen, dass der RS 1700 T technisch bereits von den Wettbewerbern abgehängt worden war. So musste Ford das RS-1700-Projekt unverzüglich stoppen.
Die Karosserien wurden überwiegend verschrottet, die 200 leistungsstarken Motoren sollten aber bald neu eingesetzt werden. Trotz der gescheiterten Versuche musste ja immer noch ein Gruppe-B-taugliches Fahrzeug her. Diesmal wollte Ford keinen Fehler machen.
Von der Pike neu entwickelt: Der RS200
Der Durchbruch begann mit einem couragierten Schritt. Ford entschied sich als einziger Hersteller, einen Rallyewagen zu entwickeln, der nicht auf einem Serienmodell basierte. In Anlehnung an die Mindeststückzahl für die Homologation nannte er diesen schlicht RS200. Hinter dem einfachen Namen verbarg sich ein Kraftpaket, das die Anforderungen des Gruppe-B-Reglements optimal meistern konnte.
Der RS200 wurde ohne Restriktionen von Grund auf neu entwickelt. Ford fertigte beispielsweise das von Ghia gezeichnete Chassis aus einem Aluminium- Honeycomb-Monocoque mit GFK- und Kevlarelementen. Die technisch aufwendige Platzierung von Motor, Getriebe, Differenzial und Verteilergetriebe sorgten für das beste Handling im Wettbewerbsumfeld. Der RS200 verfügt über doppelte Querlenker, Doppelstoßdämpfer und Träger aus Magnesiumlegierung. Ergebnis war ein bärenstarkes Gefährt, das bestens für die Rallyeschlacht gerüstet war.
Lehre aus alten Fehlern und neue Hürden
Bei der Entwicklung des RS200 setzte Ford die Entscheidungen schnell um. Unglücklicherweise kam nun Gegenwind von einer anderen Seite. Die Beschaffung der Einzelkomponenten gestaltete sich äußerst schwierig. So kam der RS200 erst 1986 zum ersten internationalen Einsatz.
Endlich: Ein Gruppe B Wagen mit Siegerpotenzial
Der lange Weg hatte sich gelohnt. Obwohl der RS200 etwas schwerer war als der Lancia S4 oder der Peugeot T16, war er sofort wettbewerbsfähig. Dies erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass Ford im Gegensatz zu seinen Wettbewerbern nicht mit sogenannten Evolution-Modellen startete, sondern mit Wagen, die auf den 200 Homologationsautos basierten. Dies zeigt klar, welches Siegerpotenzial im kraftstrotzenden RS200 steckte.
Leider konnte der Rennwagen dieses Leistungsvermögen in der Rallyeweltmeisterschaft nie entfalten. Diesmal machte ihm das Rennschicksal einen Strich durch die Rechnung.
Die Wende: Aus für Gruppe-B-Rennserie
Die bis zu 550 PS starken „PS-Monster“ der Gruppe B rasten 1986 auf Formel-1- Niveau. Mit einer unglaublichen Beschleunigung (Audi E2: 0-100 km/h in 2,6 Sekunden) waren sie zu schwer beherrschbaren Waffen geworden. Es kam, was kommen musste. Nach einer Vielzahl von tödlichen Unfällen zog der Verband die
Notbremse und stellte die Gruppe-B-Rennserie ein. Was blieb, sind Erinnerungen an eine rasante Rallyezeit, in der der Geschwindigkeitsrausch kurzfristig über den Sicherheitsgedanken siegte.
Vom Traum zum imposanten Straßen-RS200
Nun träumte Mr. Murray einen neuen Autotraum. Der Visionär wollte den besten Straßen-RS200 aller Zeiten bauen. Dazu bestellte er bei Ford 20 modifizierte RS- 200-Fahrzeuge und baute sie engagiert um. Der von uns angebotene Ford RS200 S (Nummer 102) ist einer dieser 20 Exemplare.
Mr. Murray verpasste den meisten Straßenvarianten die blauen Rallyestreifen und die markanten „Ohren“ (zusätzliche Lufteinlässe auf dem Dach). Zudem stattete er die Fahrzeuge mit bequemen Sitzen und elektrischen Fensterhebern aus. Den wichtigsten Unterschied erzielte er durch die Leistungssteigerung von 250 auf 350 PS.
Der Ford RS200 S mit der Nummer 102 ist sowohl im Buch von Philippe Olczyk („Ford RS200 to Focus WRC“) als auch bei Justin Smith („Ford RS200: The Story So Far“) dokumentiert.
Unser RS200: Das Inbild einer rasanten Rallyeepoche
Die Straßenversion des Rallyestars wurde kürzlich von einem Ford-RS-200- Spezialisten technisch revidiert und befindet sich in einem Top-Zustand. Der Wagen wurde vom letzten Besitzer in Deutschland zugelassen. Der zukünftige Besitzer erhält ein rares Stück, das den Geist einer ungestümen Rallyeepoche verkörpert.
Preis auf Anfrage
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